QUINTA ESSENTIA für Violine, Posaune und Klavier (2004)

Quintessenz: [von lateinisch quinta essentia »das fünfte Wesen«], Bezeichnung für ein fünftes Element neben den vier Elementen, Feuer, Erde, Wasser, Luft; bei Aristoteles der Äther als fünfte, allerfeinste Substanz und alles durchdringendes Element; im übertragenen Sinn das Wesen einer Sache oder Untersuchung (auch der Hauptgedanke oder Inhalt oder das Endergebnis). In der Alchemie war Quintessenz die Einheit beziehungsweise Vereinigung der Gegensätze als Ziel des alchemistischen Prozesses. (s. Brockhaus)

Maßgeblich für das ganze Stück ist das Verhältnis 1:7. Das as1 wird als 7. Naturton des 1B der Posaune genommen und entsprechend tiefer gestimmt. Diese Scordatura des Klaviers bleibt bis zum Ende des Stückes erhalten.

Am Anfang befremdet die ‚Tonalität‘ der Musik. Es geht dabei aber nicht um Tonalität im herkömmlichen Sinn sondern um ein akustisches Phänomen. Das as1 wird (quasi Tamtam) in die Klangspektren der tiefen Klaviertöne eingebettet; diese Klangspektren werden allmählich hörbarer durch Akkordbildung, welche den vom as1 eingegrenzten Tonraum bald ausfüllt. Dann bricht diese Welt kontinuierlichen Klangs ab: extreme Temposchwankungen in kleinstem Raum, expressive Gestik, Stille, und immer wieder diese ‚trotzenden‘ Klanginseln des anders gearteten as

Der 2. Satz ist eine Art Klangfarbenmelodie: Ein neuntöniges Gerüst mit stabilen und mobilen Elementen entwickelt sich im Ton- und Zeitraum und bildet ein ständig sich erweiterndes Klangnetz. Nach Erreichen der 21. Periode von 71 Sechszehnteln leitet eine Klavierkaskade zum umfangreichen 3. Satz über. Einer gewissen Askese der ersten zwei Sätze folgt hier die Ausdehnung: das Material fügt sich in kontrastierenden, abwechselnd sich verwandelnden Teilen, wobei eine Verdichtung die Grenzen des Spielbaren antastet. Die Überlagerung unterschiedlicher rhythmischer, metrischer und harmonisch-klanglicher Schichten ruft in ihrer strukturellen und technischen Übersteigerung einen Aspekt von ekstatisch-Dionysischem herbei.

 

Quinta essentia wurde auf Anregung von Matthias Jann für das Trio 71 komponiert.

Die Komposition ist Ralf-Alexander Kohler gewidmet.

Entstehung Auftragswerk des Trio 71
Dauer ca. 35 Min.
Besetzung Violine, Posaune, Klavier
Widmung Ralf Alexander Kohler
Aufführungen (Auswahl)
  • 08.03.2005 (UA), BKA Berlin (Unerhörte Musik);
    Trio 71 (Theodor Flindell, Violine; Matthias Jann, Posaune;
    Frank Gutschmidt, Klavier)