ΕΝΤΥΠΩΣΕΙΣ (Entypósseis) für Barytonsaxophon (1998/rev. 2004)

Die Komposition Entyposseis (= Eindrücke, Impressionen) lebt von der Unterschiedlichkeit der verschiedenen Abschnitte: Das Stück beginnt mit einer Zwölftonreihe, die ausschließlich aus kleinen Sexten und kleinen Sekunden besteht; rhythmische Werte und Dynamik sind ebenso seriell organisiert (1 Halbton = 1 Sechzehntel = fff ); zunehmende Anzahl von Halbtönen z.B. große Sekunde, große Terz etc. ergibt entsprechend längere rhythmische Werte und entsprechend abnehmende dynamische Grade. Diese serielle Organisation wird jedoch durch einfache arithmetische Verfahren überlistet: bei jeder neuen Erscheinung werden die Intervalle der Reihe jeweils um einen Halbton  gespreizt, so dass bei der vierten Erscheinung die kleine Sexte des Anfangs durch die Oktave ersetzt wird, aus einer Zwölfton- entsteht eine Viertonreihe. So entfaltet sich ein abstraktes Material nach graduellen arithmetischen Prozessen und erreicht durch die entstehende Mechanik alle möglichen Zustände: Atonalität und Tonalität mischen sich ebenso ‚freiwillig‘ wie zwangsläufig, denn die mechanisch veranlagte interne Organisation zwingt das Material zu unterschiedlichen Ausformungen. Diese innere ‚Antinomie‘ innerhalb der Materialebene im ersten Abschnitt überträgt sich im dritten Abschnitt auf die Großform und auf die musiksprachlich-ästhetische Ebene: nach einem langsamen zweiten Abschnitt, der die Abstraktion des Anfangs durch Pause (‚Leere‘) perforiert und verfremdet, entsteht quasi aus dem Nichts ein gestisch prägnanter Abschnitt in zusammengesetzten Taktarten, der den denkbar größten Kontrast zu dem Anfang des Stückes darstellt. Aber auch hier gibt es ‚unterirdische‘ Verbindungen: das melodische Material des rhythmisch prägnanten Teils besteht hauptsächlich aus kleinen Sexten und kleinen Sekunden, die auch die exklusiven Intervalle der Anfangsreihe darstellen. Und so entwickelt sich das Ganze, in einer Dialektik von Strenge und Auflockerung, von arithmetisch determinierter Mechanistik und freiem ‚Singen‘ aus früheren Zeiten.

Dauer ca. 10 Min.
Besetzung Barytonsaxophon solo
Aufführungen (Auswahl)
  • 01.2004 (UA), Berlin, Ballhaus Naunynstr.; A. Doroshkevich (Barytonsaxophon)
  • 12.2005, BKA Berlin (Unerhörte Musik); A. Doroshkevich (Barytonsaxophon)
  • 12.2013, Alte Feuerwache (Kulturhaus Friedrichshain); A. Doroshkevich (Barytonsaxophon)